Wir segeln und wandern durch die Welt

Taveuni 24.09. – 27.09.2016

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Um 6.15 Uhr binden wir uns von der Mooring los und fahren los in Richtung Taveuni. Zunächst praktizieren wir “ Amerikanisches Segeln „, d. h wir lassen den Motor zur Unterstützung mitlaufen. Der Wind ist zu schwach und kommt zu sehr von vorne. Ohne die Maschine sind wir so langsam, dass wir diese Etappe nicht bei Tageslicht schaffen würden. Mittags in der offenen Koro Sea wird der Wind kräftiger und kommt aus süd-östlicher Richtung. So können wir endlich mal wieder mit vollem Groß und Genua richtig schön segeln. Die Walkabout liegt ordentlich auf der Seite, Bewegungen wie auf hoher See. Das hatten wir schon länger nicht mehr, dass man innen alles sicher verstauen muss. Bereits um 16.00 Uhr haben wir 42 Seemeilen zurückgelegt und erreichen das Paradise Taveuni Resort. Wir werden über Funk nett begrüßt und dürfen an einer der vier Mooring-Bojen festmachen, die uns kostenlos angeboten wird. Dafür wird es natürlich gerne gesehen, wenn wir etwas verzehren. Das 4-Sterne-Resort ist nicht gerade unsere Preisklasse, deswegen können wir uns nicht zum Abendessen an einen der romantisch eingedeckten Tische setzen. Aber für ein paar Bier und eine Cola reicht es, außerdem bestellen wir ein Brot, das wir am nächsten Morgen frisch gebacken abholen können.

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Sonntag kann man nicht viel ausrichten in Fidschi, da ist alles geschlossen, und es fahren keine Busse. Morgens paddeln wir zu einem nahe gelegenen Strand, an dem ein paar Einheimische plantschen und picknicken. Schwarzer Sand mit Steinen – das ist der sogenannte “ Sandy Beach „. Es ist nicht gerade das, was wir uns unter einem schönen Strand vorstellen. Aber wir gehen natürlich  ins Wasser, welches total klar ist. Beim Schnorcheln stellen wir fest, dass auch die Unterwasser-Welt erfreulich sauber ist. Kein Müll zu sehen, nur viele kleine Fische. Man kommt sich vor wie in einem Aquarium, denn diese bunten Zierfische kann man in deutschen Zoohandlungen kaufen.
Auch um die Walkabout herum haben wir herrliches Wasser. Unter uns sind 20 Meter Tiefe, hier ist der Sand hell, und man kann bis auf den Grund sehen. Nachmittags springen wir nochmal vom Boot aus ins Wasser und erkunden die Küstenlinie entlang der Felsen. Hier gibt es ganz andere Fische zu sehen, auch einige dicke Brocken sind dabei. Wir entdecken Schwärme von bis zu 100 Exemplaren, die immer ganz dicht beieinander bleiben. Etwas weiter entfernt vom Resort finden wir Felsen, die mit leuchtend bunten Korallen besetzt sind. Die Sonne steht gerade hoch am Himmel, einzelne Strahlen bringen die zarten Korallengebilde richtig zum Funkeln. So etwas Tolles haben wir beim Schnorcheln bisher noch nie gesehen, noch nicht einmal im Coral Garden. Und leider wieder keine Unterwasser-Kamera dabei…..
Am Abend treffen wir uns zur Happy Hour mit den jungen Leuten vom Nachbarboot. Jessie und Neil von “ The Red Thread “ kommen aus Seattle in den USA. Sie waren uns bereits am Nachmittag sehr angenehm aufgefallen, weil sie einheimische Kinder auf ihrem Boot zum Spielen hatten. Voll cool, ein total nettes Paar, von dem wir uns aber leider gleich wieder verabschieden müssen.
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Montag haben wir uns einen spannenden Ausflug auf die andere Seite der Insel vorgenommen. Der Bus um 6.30 Uhr ist total überfüllt. Eine Stunde Stehplatz, eingequetscht zwischen Arbeitern, die in den nächsten Ort müssen. Morgens um 8.00 Uhr erreichen wir die kleine Stadt Naqara, wo es einige Geschäfte, ein paar Marktstände und sogar einen Geldautomaten gibt. Weiter geht es erst eine Stunde später, deswegen suchen wir uns eine Bude, wo wir Frühstück bekommen. Es gibt mit Gemüse gefülltes Roti, das sind dünne Pfannkuchen. Eher ungewöhnlich um diese Zeit, aber tatsächlich so lecker, dass wir eine zweite Lage bestellen. Dazu gibt es einen Pott Kaffee. Wir zahlen am Ende zusammen 7,- Fidschi-Dollar, das sind etwas über 3,- Euro. Weiter geht die holprige Fahrt im offenen Bus über staubige Straßen, zunächst die Westküste hinauf, dann um den Nordzipfel herum und auf der Ostseite wieder hinunter. Ganz nah entlang der Küste können wir uns gar nicht sattsehen an der Landschaft. Taveuni kommt uns vor wie ein großer grüner Garten. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs und wegen der ergiebigen Regenfälle sehr fruchtbar. Je weiter wir nach Norden kommen, umso mehr Wasserläufe haben wir auf wackeligen Holzbrücken zu überqueren. Frauen waschen ihre Wäsche im sauberen Wasser der Flüsse. Mit insgesamt 470 qkm ist Taveuni die drittgrößte der Fidschi-Inseln. Im Jahre 1990 wurde der Bouma National Heritage Park zum Schutze der tropischen Vögel und Pflanzen gegründet. Der Nationalpark umfasst heute 80 % der Gesamtfläche. Eigentlich hatten wir geplant, den Coastal Walk zu laufen, der in Lavena startet und zu irgendwelchen Wasserfällen führen soll. Um 12.30 Uhr erreichen wir die Endstation, sind jetzt immerhin schon seit 5 Stunden unterwegs. Leider müssen wir feststellen, dass unsere Planung nicht besonders gut war. Der Coastal Walk ist mit 3-4 Stunden veranschlagt. Das würde man gar nicht an einem Tag schaffen, wenn man den einzigen Bus zurück um 14.00 Uhr bekommen möchte. Und heute, am Montag, fährt gar kein Bus mehr von Lavena – nur Dienstag, Mittwoch und Samstag. Warum, das weiß Keiner so genau und erscheint uns auch nicht wirklich logisch. Wie gut, dass Thomas den Busfahrer  beim Aussteigen gefragt hat …. und wie gut, dass der offensichtlich den Fahrplan kennt ! Außerdem erfahren wir, dass unser Ausflug uns zu den Wainibau Waterfalls bringen würde. Wir haben eigentlich vorgehabt, die Tavoro Falls zu besichtigen ….. also ganz andere Wasserfälle, an deren Abzweiger der Bus mit uns vorbeigefahren ist. Und wir haben unser Zelt nicht dabei, können deswegen auch nicht spontan über Nacht irgendwo bleiben. Passt gerade alles nicht so richtig, wir hätten uns besser vorbereiten sollen. Hinzu kommt, dass wir nicht damit gerechnet haben, dass der Hinweg so lange dauern würde. Unsere heutige Expedition hat schon wieder etwas von “ Müller-Reisen „. Was nun ? Wir springen in Lavena gleich wieder in den Bus und lassen uns dorthin zurückbringen, wo die Wanderung zu den Tavoro Falls losgeht. Gegenüber gibt es ein Visitor Center, in dem wir 30,- Dollar pro Person entrichten müssen. Das ist ein unverschämt hohes Eintrittsgeld, gemessen an dem, was ein Arbeiter hier verdient.
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Eigentlich sind wir gar nicht bereit, diesen Preis zu zahlen, aber bei dieser ewig langen Anreise wollen wir auch nicht unverrichteter Dinge wieder umkehren. Um 14.00 Uhr fährt der einzige Bus zurück, da haben wir nun gerade mal 2 Stunden Zeit. Die Dame im Visitor Center meint, dass wir es nur bis zur ersten Ebene schaffen können. Der Bouma-Fall soll mit 24 Metern der höchste Wasserfall in ganz Fidschi sein. Von Jessie und Neil wissen wir, dass sie in dieser Zeit den zweiten Wasserfall erreicht haben. Wir sind immer noch bestens im Form und brauchen nur eine gute halbe Stunde bis dorthin. Trotz steiler Aufstiege, rutschigen Abschnitten, Fluss-Durchquerung und einiger Seil-Passagen ….. Der Tavoro Waterfall Track ist von den Eintrittsgeldern so gut gepflegt für die wandernden Touristen, dass es uns direkt lächerlich vorkommt. Am Liebsten würden wir den Pfad rennen, so sicher fühlen wir uns auf dem Weg, und so einfach ist das Klettern ohne 12-Kilo Rucksack auf dem Rücken. Wir setzen uns ein Zeitlimit und folgen dem immer steiler werdenden Track bis zum dritten Wasserfall. Etwas matschig ist der letzte Abschnitt, aber immer noch schnell zu bewaeltigen. Braune Frösche springen herum, einmal wäre ich fast darauf getreten.
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Und Krebse laufen über den Weg, die sind hier lila und ziemlich fix unterwegs. Oben bei der letzten Ebene haben wir immer noch genug Zeit für ein kurzes Bad zur Abkühlung. Dann treten wir zügig den Rückweg an, machen sogar noch eine kleine Pause an einer Aussichtsplattform mit Blick bis nach Vanua Levu. Pünktlich um kurz vor 14.00 Uhr stehen wir wieder an der Straße und freuen uns darüber, dass wir tatsächlich alle drei Wasserfälle geschafft haben, wenn auch nur im Schnelldurchlauf. Das gute Gefühl dauert nicht lange an, denn nun kommt die Dame aus dem Visitor Center, um uns zu erzählen, dass der Bus gar nicht hier abfährt. Wir sollen ungefähr 10 Minuten bis zum nächsten Dorf laufen, dann noch ein Stück darüber hinaus bis zu einem Strand. Da wäre die Haltestelle für den Bus – wohlgemerkt den einzigen und letzten für heute. Wir können es nicht fassen ! Warum hat die doofe Tussi das nicht vorhin gesagt, als wir uns darüber unterhalten haben ? Und wieso hat der Busfahrer das nicht erwähnt ? Wir befinden uns ziemlich genau am ganz anderen Ende dieser großen Insel und haben kein Uebernachtungsgepaeck dabei. Taxi dürfte sehr teuer werden, falls die überhaupt soweit fahren. Zimmervermietung gibt es in den Dörfern nicht. Egal, wir müssen uns sputen und laufen zügig bis zum genannten Dorf, wo wir den Bus anhalten, der hier gerade drehen möchte. Puh – geschafft ! Nun fahren wir sogar “ Express “ und sind nach etwas mehr als einer Stunde in Naqara. Mit Sitzplatz und bei Hochwasser holpern wir nur etwa einem Meter am Meer entlang, so ist die Rückfahrt ein richtiger Genuss. Schon allein dafür hat sich der Umstand und das Fahrgeld gelohnt. An der Westküste zurück haben wir über eine Stunde Zeit beim Umsteigen. Es ist gerade Schulschluss, ein buntes Treiben herrscht auf der Hauptstraße. Unsere Roti-Bude vom Vormittag hat leider schon geschlossen, aber wir finden einen indischen Imbiss, wo wir uns mit einem leckeren Nudel-Hühnchen-Gericht stärken. Kommen an der Bushaltestelle mit einer Fidschianerin ins Gespräch, die vier Jahre in Schweden gelebt hat und dann in ihre Heimat zurückgekehrt ist. Das ist ja krass – viel unterschiedlichere Welten gibt es fast gar nicht. Der nächste Klapperbus ist wieder bis zum Bersten voll mit Arbeitern, die nach Hause möchten. Um 18.15 Uhr erreichen wir dreckig und zerknautscht das Paradise Taveuni Resort. Insgesamt waren wir volle 12 Stunden unterwegs, davon 10 Stunden im Bus oder Wartezeit beim Umsteigen, gerade mal 2 Stunden des Tages sind wir im Nationalpark gerannt. In unserer Bucht ist es windig, Wellen laufen bis zur Rampe, an der wir das Dinghi zu Wasser lassen. Die Paddelstrecke im Dunkeln ist abenteuerlich, an Bord kommen schwierig, und ein heftiger Schwell lässt die Walkabout an der Mooring bocken. Nicht besonders gemütlich, aber wir sind ziemlich geschafft. Nur noch kurz den Staub abwaschen, Essen aufwärmen, und es geht früh ab in die Koje.
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