Wir segeln und wandern durch die Welt

Teneriffa 14.11. – 05.12.2020

In San Miguel treffen wir uns mit einem Segelmacher, denn wir sind immer noch auf der Suche nach gebrauchten Segeln. Wir finden nichts in der richtigen Größe. Dafür gönnen wir uns eine Profurl Rollreff-Anlage, die schon länger auf unserer Wunschliste stand. Ein Tag Arbeit war dafür angesetzt, aber nach zwei Tagen ist es immer noch nicht fertig. Im Original-Karton fehlen einige Teile, die nachträglich besorgt werden müssen. Nichts passt, denn es gibt keine Standardmaße auf der Walkabout. Hier fehlt eine Verbindung, dort ein anderer Schäkel, ständig muss noch etwas hinzugekauft und ausgewechselt werden. Ich bin genervt und denke : „Blödes Boot“. Thomas bleibt entspannt und sagt : „Das ist normal bei einem Selbstbau.“ Der Segelmacher Thomas ist ein Schweizer, der schon seit 30 Jahren auf den Kanaren lebt. Er soll uns einen Keder an die noch brauchbare Fock nähen. Eigentlich ist das Vorsegel zu klein, aber im Moment eine ziemlich gute Alternative. Damit können wir über den Atlantik segeln und uns nächstes Jahr in den USA weiter umschauen. Die Stagreiter werden entfernt, und mit einer Rand-Verstärkung wird es passend gemacht für unsere neue Rollreff-Anlage. Ein altes Segel haben wir bereits in La Restinga weggeworfen, jetzt wandern zwei weitere Segel in den Müll. So langsam wird die Segel-Garderobe übersichtlicher.
Bis zu unserem nächsten Termin in Santa Cruz bleiben uns noch ein paar freie Tage, nachdem die Profurl endlich montiert ist. Ein Tagesausflug führt uns durch das angrenzende Naturschutz-Gebiet, wo wir bei Niedrigwasser entlang der Klippen bis nach TenBel laufen. Was für ein hässlicher Ort ! Aber ein schönes Natur-Schwimmbecken mit glasklarem Wasser lädt zum Schwimmen ein. Grüne Papageien machen Spektakel in einem Baum über uns. Zurück zur Marina geht es über den Hausberg Montaña Amarillo und entlang gepflegter Golf-Anlagen.
An unserem letzten Abend laufen wir mit Dany und Achim von der SY Sabrina bis in den Nachbarort Los Abrigos. Im Restaurant „Tasquita del Puerto“ gibt es ausgezeichnetes Essen. Einige unterhaltsame Stunden mit interessanten Leuten, gefolgt von einem langen Verdauungsspaziergang zurück zur Marina, dann verabschieden wir uns auch schon wieder von unseren neuen Bekannten. Eine Woche in San Miguel ist schnell vergangen. Am 21.11. starten wir frühmorgens mit Kurs Nord nach Santa Cruz de Tenerife.

Kein Wind zum Segeln, dafür hackige Wellen. Kurze Strecke, dabei kurz vor seekrank. Die Aries ist noch nicht repariert, also steuern wir wieder von Hand. Besser ist das, denn die Aufgabe an der frischen Luft lenkt ab vom Unwohlsein. Weiter hinauf nach Norden ist eindeutig die falsche Richtung. Für unser Empfinden sind die Kanaren kein schönes Segelrevier. Wir lieben die langen Passagen, weil man sich nach ein paar Tagen und Nächten an das Leben auf See gewöhnt hat und eins wird mit dem Boot.
Die Füllstands-Anzeige des Tagestanks funktioniert anscheinend nicht korrekt. Auf halber Strecke hört sich der Motor komisch an und geht beinahe aus. Im Schauglas ist eindeutig Luft zu sehen. Der Tagestank ist leer, obwohl laut Anzeige noch mehr als die Hälfte drin sein sollte. Wieder eine Kleinigkeit mehr für unsere To-Do-Liste. 
Gegen 19.00 Uhr erreichen wir die Einfahrt zur Marina. Es ist bereits stockdunkel, aber diesen Hafen laufen wir nun zum dritten Mal an, so dass die Orientierung kein Problem ist.

Eine Woche Santa Cruz ist geplant, um den Schaden an unserer Reling reparieren zu lassen. Paul Boesma, ein seit vielen Jahren hier ansässiger Niederländer, erledigt die Schweiß-Arbeiten schnell und perfekt. Mitte September gab es einen Termin zur Besichtigung mit einem von der Versicherung beauftragten Gutachter auf der Walkabout. Herr Schneider hatte uns Paul und damit den Weg nach Teneriffa empfohlen. Jetzt lässt er es sich nicht nehmen und kommt zu Besuch, um sich von den Qualitäten des Schweißers zu überzeugen. Am Ende des Tages ist unsere Reling wieder komplett. Es fehlen nur noch einige Anstriche. Die Versicherung zahlt wenige Tage später, genau ein Jahr nachdem der Schaden verursacht wurde. Lange hat es gedauert, aber nun ist alles wieder gut. 🙂
Direkt an unserem ersten Tag im Norden haben wir einen kleinen Wagen gemietet, weil damit das Abklappern der Schiffs-Ausrüster, Einkäufe, Segelmacher, Befüllung der Gasflaschen etc. besser zu organisieren sind. Zum Geburtstag bekomme ich Signalmittel, Relingsdraht, Tauwerk, Schäkel und lauter nützliche Dinge für die Sicherheit. Es gibt zwei neue Batterien, eine günstige Starter- und eine AGM mit 230 Ampere als Verbraucher- Batterie. Außerdem einen Batterie-Umschalter, einen Laderegler und, und, und ….
Sonntag machen wir frei und unternehmen eine Wanderung im wilden Anaga-Gebirge. Von Punta del Hidalgo marschieren wir bis in das kleine Höhlendorf Chinamada. Immerhin 900 Höhenmeter, die uns nach dem bewegungsarmen Bordalltag inzwischen schon wieder einen Muskelkater bescheren. 

Gerd von der Toikien kommt zu Besuch auf die Walkabout. Es gibt einige Lektionen in Bord-Elektrik, außerdem eine Menge guter Tipps, die uns bei den weiteren Besorgungen helfen. Thomas unternimmt eine weite Fahrt in den Süden, um in Arona de Granadilla unsere Gasflaschen füllen zu lassen. Diesel- und Wassertank sind wieder randvoll. Das Boot ist gründlich geputzt, tagelanger Regen haben den letzten Rest Salz und Saharastaub aus den Leinen gewaschen. Wir haben uns dazu entschlossen, dass wir in Zukunft auf den Windbagger Marke Eigenbau verzichten werden. Der bringt nur wenig Leistung, macht aber dafür einen Höllenlärm. Auch die alten Solar-Paneele vom Dach des Deckshauses sollen weg. Auf dem alten Boot war unser Strom-Haushalt mit nur einer Solar-Paneele in Ordnung, jetzt kaufen wir eine zweite hinzu. Wollten diese eigentlich seitlich an der Reling befestigen, aber beim Ausprobieren gefällt uns der Platz dann doch nicht. Es muss noch eine her, dann können wir die beiden Neuen nebeneinander auf dem Dach montieren. Thomas düst also noch einmal mit dem Auto los, wieder runter in den Süden nach San Miguel. Das hätten wir einfacher haben können, wenn wir uns früher entschieden hätten. 😉

Der Flohmarkt in Santa Cruz findet Corona-bedingt leider nicht statt, dafür machen wir einen Ausflug zum Afrikanischen Markt. Dort werden wir endlich fündig auf der Suche nach Getreide und Körnern, um demnächst unser Brot selber zu backen.
Wir besuchen Gerd, Ruth und Gonaj im Fischerort El Puertito. Die Familie mit deutschen Wurzeln haben wir im Herbst 2011 auf La Graciosa kennengelernt. Damals war der Sohn gerade 4 Jahre alt. Auf Teneriffa sind sie sesshaft geworden, während ihr Segelboot „Toikien“ fest vertäut am Steg in La Restinga liegt. Sehr schön, diese drei ganz besonderen Menschen wieder zu sehen.
Die Aries ist repariert, gefettet und an ihrem angestammten Platz versenkt. Ob die Windsteuerung gut funktioniert, das können wir gleich auf unserem nächsten Törn nach Gomera ausprobieren.
Unsere Arbeiten auf Teneriffa sind erledigt. Wir warten nun auf den richtigen Wind, um eine Insel weiter nach Gomera zu segeln. Vorher möchten wir unbedingt noch eine Wanderung nach Antequera machen, einem einsamen Strand, der schon vor 20 Jahren zu unseren Lieblingszielen auf Teneriffa gehörte. Insgesamt 5 Stunden Laufen bei bestem Wetter, Schwimmen in sauberem und wohltemperiertem Wasser, Sonnenschein und ein langer Sandstrand für uns alleine. Das fühlt sich an wie Urlaub, nur dass wir inzwischen länger als zwei Wochen Zeit haben. 🙂